Interview mit dem derzeitigen deutschen Vizemeister Benjamin Hoffmann
Meine Vorbereitungen auf den Anglertreff 2008 für Einzelangler in Bülstringen
am Mittellandkanal, gestaltete ich durch Vorinformation und einigen Trainingsdurchgängen direkt vor Ort.
Einige Informationen über die zu befischende Strecke, das Verhalten der Fische und letzten Endes über die Fischdichte innerhalb der Kanalstrecke, erfuhr ich durch Angelkollegen, die
am Anglertreff für Einzelangler 2006 schon an diesem sehr schwierigen Kanalabschnitt
fischten.
Alle Auskünfte klangen gleich.
Es gäbe nur zwei Möglichkeiten.
Entweder du setzt alles auf eine Karte und probierst an beiden Durchgangstagen
einen der wichtigen großen Bonusfisch zu fangen, um dadurch eine vordere
Platzierung zu erreichen.
Oder du angelst auf den Kleinfisch und probierst diesen
in mühseliger Arbeit und in hoher Stückzahl zu fangen, um dir die nötigen
Punkte für einen der vorderen Plätze zu sichern.
Alles in Allem, sollte es ein schwieriges Unterfangen werden.
Um ein paar nötige Eindrücke vom Gewässer zu bekommen, fuhr ich
einige Wochen vor dem eigentlichen Anglertreff mit Rainer Walentowitz , seinem Sohn Stefan und Dirk Glinka für ein Wochenende an den Mittellandkanal nach Bülstringen.
Bei diesem ersten Testwochenende merkte ich schnell das sich die im
Vorfeld eingeholten Infos und Prognosen mit dem deckten, was sich hier
während des Trainings am Kanal abspielte.
Wir konnten zwar ein paar größere Fische auf der Kopfrutenlänge von13m fangen, dies hinterließ aber eher den herben Nachgeschmack eines „Glücksangeln“.
Auf diese Taktik wollte ich auf keinen Fall setzen.
Deshalb entschied ich mich dazu, mir die Variante der „Kleinfischangelei“
etwas näher zu betrachten.
Da ich die „Kleinfischangelei“ an meinem Hausgewässer, der Aue, Nähe Sulingen
gewohnt bin, wollte ich mich auf die Barschangelei im nahen Uferbereich konzentrieren.
Zwischen den Entfernungen von 5m – 8m wollte ich das Kleinfischangeln ausprobieren.
Welche Entfernung es endgültig sein sollte,
versuchte ich an den kommenden Wochenenden heraus zu finden.
Zwei Wochen vor dem Angeltreff für Einzelangler, fuhr ich erneut mit Lukas Reichenbach und Dirk Glinka an den Mittellandkanal.
Dort fanden zwei Angelevents statt, so dass wir unsere Taktiken unter Wettbewerbsbedingungen einmal testen konnten.
Der Samstag sollte mir mit dem erreichen des vorletzten Platzes in meinem Sektor klar machen, das sich meine Angeltaktik für diesen Tag als völlig falsch herauskristallisierte.
Weder die 11m, noch die 5m Kopfrutenbahn brachten den erhofften größeren Fisch.
Mit diesen Erfahrung und einigen Gesprächen mit Kollegen
vom Vortag, ging es nun am Sonntag mit anderer Taktik an das zweite Angelevent.
Befischt habe ich dann die 8m und die 13 m Kopfrutenbahn.
Dies sollte sich als die bessere Taktik herausstellen.
Ich konnte einige Barsche bis 50g auf der 8m Bahn fangen und zwei Bonusfische
auf der 13m Bahn. Mit ca. 1300g gewann ich meinen Sektor.
Dirk Glinka saß einen Platz links neben mir und angelte die gleichen Kopfrutenbahnen
wie ich am ersten Tag, die 5m und 11m Bahn; ganze 50g konnte er in vier Stunden fangen.
Das Wochenende vor dem DAV Einzeltreff fuhr ich erneut mit Lukas Reichenbach,
Olli Bürger, Torsten Renner ( alle aus dem Niedersachsenkader )
und einigen Betreuern an den Mittellandkanal, um einen letzten Trainingstest zu absolvieren.
Ich wollte erneut die Taktik vom letzten WE als ich meinen Sektor gewann
ausprobieren.
Zusätzlich versuchte ich mit der Matchrute auf der gegenüberliegenden Seite
des Kanals einen großen Fisch zu fangen.
Dies blieb ohne Erfolg und sollte auch beim DAV Einzeltreff keine Rolle spielen.
Für mich stand nun fest, ich würde mich auf die 13m und 8m Kopfrutenbahn
konzentrieren.
Meine Fütterung an beiden Wettkampftagen sah wie folgt aus:
Auf die 8m Kopfrutenspur
1 Teil Terre de Riviere (Sensas)
1 Teil Terre de Somme (Sensas)
mit einigen kleinen Mückenlarven versetzt, fütterte ich
dieses Erdgemisch ausschließlich mit der Pol Cup, da mir ein genaues Füttern
als wichtig erschien.
Auf die 13m Kopfrutenspur fütterte ich ebenfalls die oben genannte Erdmischung.
Diese mischte ich aber noch mit 1 Kg Match Blend und 1 Kg Etang Explosiv
beides von Sensas, so das ich eine 50/50 Mischung Erde/Futter bekam.
Versetzt mit einigen Pinky`s, Castern und kleine Mückenlarven, fütterte
ich auch hier ausschließlich mit der Pol Cup.
Mit den Pinky´s und Caster zusätzlich im Futter, erhoffte ich mir,
auch mal einen größeren Barsch oder einen Handlangen Brassen zu fangen.
Da der Kanal durch Schifffahrtsverkehr und Schleusentätigkeit sehr oft in Bewegung ist,
entschied ich mich mit den Posenmodellen Katia und Laetitia, beide von Sensas,
in 2 und 3 Gramm zu angeln.
Die Matchrute sollte zwar keine Rolle spielen, aber zu beginn des Angelns fütterte ich einige Ballen mit Castern, geschnittene Würmern und einigen großen Mückenlarven auf die gegenüberliegende Seite, welches aber nur als absolute Ausnahmesituation gelten sollte.
Als Haupthakenköder kam ausschließlich die große Mückenlarve zum Einsatz.
Diese bot ich an einem 18er bis 22er Haken an.
Die erste viertel Stunde angelte ich auf 13m und hoffte darauf,
einen der wenigen Bonusstandfische zu fangen.
Danach wechselte ich auf die 8m Kopfrutenspur um dort einige Kleinfische zu fangen.
Diese Spur beangelte ich etwa 15 min, setzte eine Pol Cup mit Erde und Mücken darauf
ab und wechselte wieder auf 13m.
Welche ich aber nie länger als 5-10 Minuten beangelte, da ich hier nur einige Barsche
von 50-70g fing.
Durch das ständige hin und her wechseln beider Angelspuren, konnte ich mir
genügend Kleinfisch zusammen sammeln und es reichte am ersten Tag für Platz 2.
Meine Taktik für den zweiten Tag sollte die gleiche sein, nur konnte ich
diesmal keine größeren Barsche auf der 13m Spur fangen.
Hauptaugenmerk lag nun auf der 8m Spur, wo ich durch ständiges Nachfüttern von Mückenlarven und ein paar Pinky`s den Kleinfisch halten konnte.
Durch diese Taktik und Regelmäßigkeit gelang es mir, nach ca. ca. 1,5 Std ein Rotauge von ca.600g, mit einer 0,6g Pose, auf einen 22 Haken an einer 0,07er Vorfach zu fangen
Das sollte bis 5min vor dem Ende des zweiten Durchganges der Sektorensieg sein.
Ein Mitstreiter in meinem Angelsektor konnte noch einen großen Aland fangen
und sich damit den ersten Platz sichern.
Mit dem zweiten Platz am zweiten Tag bin ich hoch zu frieden und legte
damit den Grundstein für den 2.Platz und den damit verbundenen deutschen
Vizemeistertitel.
Ich freue mich natürlich darauf, beim Sichtungsangeln des Nationalkaders, mit den besten deutschen Anglern, dabei zu sein, werde es aber gelassen und ruhig angehen.
So fern bekannt ist, wo das Sichtungsangeln stattfindet, werde ich mit
meinem Mannschaftskollegen Thomas Pruchnowski darauf hin arbeit.
Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle noch bei meinen Freund und Betreuer Lukas Reichenbach.
Er hat sich hervorragend um die Mücken gekümmert und damit einen entscheidenden Teil zu meiner Platzierung beigetragen.
Danke Lukas!
Mein Dank gilt auch unserem Betreuer und Sektorenläufer Gerd Beich.
Er hat uns ständig über die Gegebenheiten in unseren Angelsektoren berichtete.
Ein Dank auch an meinen Sponsor Sensas und Sports of Kingdom für die
Unterstützung.
Danke und Gruß
Benjamin Hoffmann
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